Kindertagesstätte Schriesheim

Kindertagesstätte Schriesheim
Wettbewerbsbeitrag
Eine hölzerne Burg ist das gestalterische Leitmotiv für eine Kindertagesstätte in Schriesheim, dessen Wahrzeichen, die Strahlenburg weit sichtbar über der Stadt thront. Den Grundriss prägt eine klare Gliederung mit zentraler Achse, offenen und geschlossenen Räumen. Die Eindrehung des Obergeschosses um 90 Grad erzeugt zusätzliche Spannung im dennoch modular gestalteten und einfach vorfertigbaren Holzgebäude. Die Umnutzung des Bauwerks hin zu Wohnen und Gewerbe ist mit einfachen Mitteln möglich. Das macht das Bauwerk besonders nachhaltig.
+ Innen und Außen zusammengedacht
Die Kindertagesstätte WOLKENBURG stellt die Bezüge zu ihrer Nachbarschaft in den Mittelpunkt - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die „Kinderstraße“ verläuft von Nord nach Süd mitten durch das Gebäude. Als multifunktional nutzbare Erschließung verbindet sie die Mannheimer Straße mit dem Freiraum südlich des Neubaus und damit auch mit der benachbarten Kita. Gemeinsamen Aktivitäten der beiden Einrichtungen steht trotz klarer Trennung der Außenanlagen nichts mehr im Weg. Das Obergeschoss ruht mit gleichem Grundrisslayout um 90° eingedreht auf dem Erdgeschoss. Die zentrale Erschließungsachse mündet durch eine weitläufige Freitreppe mit Rutsche und Kletterbereich in die Außenspielflächen. Diese Erschließung ist gleichzeitig der 1. Rettungsweg für das Obergeschoss.+ Ein Haus aus Häusern
Zwei weitere Achsen prägen den Grundriss. Senkrecht zur Haupterschließung segmentieren sie das Volumen und erschließen die Nutzungseinheiten. Das „Haus aus Häusern“ bezieht sich damit auf die städtebauliche Körnung der Nachbarschaft, ohne seine Verwandtschaft mit Flachdach zu den umgebenden öffentlichen Gebäuden zu leugnen. Dank großzügiger Transparenz nach Innen und Außen entstehen grenzenlos fließende Räume.

+ Ein Garten für Kinder
Die Freiräume am Kindergarten Wolkenschloss sind wesentliche Spiel- und Entfaltungsräume , die zur gesunden Entwicklung der Kinder beitragen. Der Garten ist Wohlfühlraum und bietet idealerweise Potenzial für die freie Entfaltung und das Bestimmen eigener Spiele. Da Naturerfahrung dabei eine große Rolle spielt, enthält der Garten für Kinder neben Einrichtungselementen wie zum Beispiel Spielhütten mit Dachbegrünung, Dreh- und Wackelkugeln, Balancierwürfel und -balken und Schwingen, unterschiedliche Pflanzungen als natürliche Spiel- und Versteckmöglichkeiten. Es entsteht der Charakter eines Gartens, der Bezug auf das Gebäude nimmt und anspruchsvolle und multifunktionale Bewegungs- und Begegnungsangebote landschaftlich ergänzt. Vielseitige Spielwege durch Gräben und über Brücken hinein in Spiel- und Rückzugsorte, die auch ökologischen Nutzen wie Retentionsflächen, Schutz für Baumwurzeln sowie Lebens- und Nahrungsraum für Insekten beinhalten, werden definiert. Holzbalken, Bruchsteine und Modellierungen ermöglichen dezentrales Spielen. Die Trampolinarena wird dem Bewegungsraum innen zugeordnet und erweitert den Aktionsraum und ermöglicht eine eigene, kleine Bewegungswelt für individuelle Bewegungsspiele und -übungen. Dem Bistro ist eine große Terrasse zugeordnet, wodurch der Innenraum nach Außen vergrößert wird. Der Terrasse grenzt eine offene Spielfläche für freies Spielen und Toben an. Dazu werden Rundwege zum Rennen und Rollen für mehr Spannung in Teilen in sanften Wellen ausgeführt entwickelt. Der klassische Sandspielbereich mit experimentellem Charakter wird lebendig eingefasst. Die erhöhte Einfassung aus unterschiedlichen Materialien dient als Balancierstrecke, Sitzkante und Erfahrungsort in Einem. Durch eine Pergola wird der Bereich auch an sonnigen Tagen nutzbar gemacht und mit Schatten versorgt. So entsteht ein Rückzugsort zum Sandburgenbauen. Der Garten benötigt einen geschützten Stauraum und Abfallstellflächen sowie ein Bobbycar-Parkhaus, welches sich die Kita mit der Nachbar-Kita teilt, die ebenfalls jeweils eine Dachbegrünung erhalten. Die PKW-Stellflächen erhalten wasserdurchlässige Pflastersteine und im Eingangsbereich wird ausreichend Stellfläche für (Lasten-)Fahrräder, Fahrradanhänger und Roller vorgesehen. Insgesamt wird der Eingangsbereich offen gestaltet und das Außengelände erhält eine in Teilen berankte Holzeinfriedung zu den Parkplätzen und zur benachbarten Kita.


+ Ein Gebäude für alle Fälle
Auch wenn das Bauwerk klar für eine Nutzung als Kita konzipiert ist, sind dank der klaren Grundrissgliederung auch multifunktionale Nutzungen denkbar. So lassen sich auch Wohnungs- und Bürotypologien mit wenigen Eingriffen umsetzen. Dies schont bei einer Änderung der Anforderungen an das Gebäude die Ressourcen des Planeten. Im Erdgeschoss befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang die Bereiche für Verwaltung und Ankommen. Die große Garderobe mit Verbindung zum Außenraum ermöglicht die Umsetzung eines pädagogischen Konzepts, bei dem Hausschuhe im gesamten Gebäude getragen werden. Im Süden befinden sich der Multifunktionsraum und der Speiseraum, die Flächen für Aktivitäten und Essen mit den jeweiligen Außenbereichen. Diese können bei Bedarf mit der Öffnung großer Faltwänden in die multifunktional nutzbare Kinderstraße erweitert werden. Im Gebäudekern befinden sich mit Küche, Lagerräumen, Technik und WC die dienenden Räume. Im Obergeschoss befinden sich die vier gleichwertigen Gruppenräume. Jeder dieser Räume verfügt über einen Nebenraum mit individuellem Thema. Durch die gemeinsame Nutzung von Schlaf-, Lager- und Sanitärräume zweier benachbarter Gruppen werden Nutzungssynergien gehoben. Über die Spielflure und Grenzräume sind die Gruppen flexibel miteinander verknüpfbar. So lassen sich vielfältige Spiellandschaften und Nutzungsszenarien realisieren.+ Die hölzerne Burg
Mit einer klaren Tragwerksstruktur bestehend aus Holzrahmenwänden, -stützen, -balkendecken und -fassade setzt das Projekt auf einen nachwachsenden Rohstoff. Die rot-braune Fassadenverkleidung in wilder Nut-Feder Verschalung mit tiefen Fensterlaibungen stellt bewusst Bezüge zu Schriesheims Wahrzeichen, der Strahlenburg auf. Die Belegung der Dachflächen mit PV-Anlage, Begrünung auch an Fassade runden das nachhaltige Konzept im Sinne einer Schwammstadt ab. Regenwasser soll weitergenutzt werden oder auf dem Grundstück versickern.

Kunde
Realisierungswettbewerb Stadt Weinheim
KooperationspartnerLS2 LandschaftsarchitekturOrt
Weinheim Jahr
2025